02 Krakau 2005

Mittwoch, 27. Juli 2005

Kleines Ratespiel

klo
Da lang geht's zum Klo.

Die geometrischen Formen auf dem Schild finden sich auch auf den Klotüren wieder und geben Auskunft darüber, für welches Geschlecht das stille Örtchen bestimmt ist.
Allerdings: Welche Form steht für welches Geschlecht? Und vor allem: Warum?

Short summary for my english-speaking readers:
Why would this be a toilet sign?

Postkarte aus Krakau

Letzte Woche hatten wir im Unterricht die Aufgabe, eine Postkarte in die Heimat zu schreiben – auf Polnisch natürlich. Auch auf die Gefahr hin, dass ihr nicht alles verstehen werdet, möchte ich sie euch trotzdem nicht vorenthalten:

Cześć rodzina!

Serdeczne pozdrowiema z Krakowa przesyła Philipp. Tutaj spędzię dobry czas. Luzie są bardzo sympatyczni. Pogoda jest ładna. Jedzenie jest smaczne. Kraków jest najpiękniejszym miastem, jakie znam. Nigdy nie będę wracać do domu. Przykro mi!


Okay, ich gebe zu, die große literarische Offenbarung ist das nicht. Der erste Satz ist eine Floskel, die ich irgendwo abgeschrieben habe, und danach folgen ein paar Hauptsätze, die in ihrer Einfachheit kaum zu unterbieten sind. Aber dann habe ich ein paar grammatikalische Schmankerl eingebaut:
„najpiękniejszym“ zum Beispiel ist der Superlativ von „piękny“. Auf den bin ich schon bisschen stolz, weil wir ihn noch gar nicht im Unterricht behandelt hatten. Steht übrigens im Instrumental, genau wie „miastem“. Aber das ist eher ein einfacher Fall. „domu“ dagegen steht im Genitiv und der ist schon ein bisschen kniffliger. Und das „mi“ von „Przykro mi!“ ist sogar Dativ. Hatten wir auch noch nicht. Allerdings ist „Przykro mi!“ eine sehr geläufige Floskel, die auch der blutigste Anfänger völlig unreflektiert verwenden kann.

Short summary for my english-speaking readers:
I wrote that postcard from Krakow in Polish. I'm getting better. But still: "Polish is a bitch!"

Mittwoch, 20. Juli 2005

Der Tag des schlechten Witzes

„Warum steht der Storch auf einem Bein?“ Wir wussten es nicht. „Weil er, wenn er das auch noch einziehen würde, auf den Arsch fallen würde.“ Hahaha. Das war zwar nicht witzig, aber wenigstens auch nicht total versaut. Seit einer Stunde erzählte uns unser Bootsführer nun schon einen Witz nach dem anderen. Mal sexistisch, mal obszön, meist aber beides. Dabei fuhren wir auf einem Floß die Dunajec hinunter. Immer entlang der slowakischen Grenze. Vorbei an wildgezackten Bergen und durch tiefe Schluchten. Eigentlich wunderschön, wären da nicht diese blöden Witze.
Und da erzählte er auch schon den nächsten. Alle schauten erwartungsvoll zu Marta. Sie war die einzige, die genug Polnisch verstand, und musste deshalb als Übersetzerin herhalten. „Ich weigere mich diese Scheiße zu übersetzen. Könnt ihr nicht einfach so lachen?“ Okay. Hahaha. Dann baten wir ihn so höflich wie möglich, mit dem Witzeerzählen aufzuhören, was er auch tatsächlich tat. Allerdings nicht, weil er Erbarmen mit uns hatte, sondern weil wir plötzlich in ein Gewitter gerieten. Wir drängten uns zu siebent unter zwei Regenschirme und wurden trotzdem komplett nass. Das war auch nicht wirklich witzig.

Fluss und Floß.

Wir sind jetzt zwar Papst, aber...

Papstgraffitti in der Nähe meines Wohnheims

...so Papst wie die Polen werden wir nie!

Donnerstag, 14. Juli 2005

Zuerst die Fakten. Teil 4: Die Stadt

Krakau ist zum Polnischlernen eher ungeeignet. Hier ist einfach zu viel los. Um sich tatsächlich nachmittags oder abends hinzusetzen und sich Vokabeln oder Grammatik in den Schädel zu hämmern, braucht man schon verdammt viel Selbstdisziplin – und das war noch nie meine Stärke. Die Quelle der Beschäftigungsalternativen ist schier unerschöpflich.
In der ersten Woche gab es hier zum Beispiel ein Jazzfestival. Das war am Samstag zu Ende und am Sonntag begann gleich das nächste. Und nicht zu vergessen das Straßentheatertreffen. Und die ganzen Bars und Clubs. Abgesehen davon kann man sich auch einfach nur durch die Stadt treiben lassen, denn ausgesprochen hübsch ist sie auch noch. Ich sag nur: Rynek, Wawel, Kazimierz. Nicht wahr?
Und abseits der Touristenpfade versprüht Krakau immer noch diesen Ostblockcharme, bei dem mir ganz nostalgisch ums Herz wird. Seufz.

Adam-Mickiewicz-Denkmal auf dem Rynek

Zuerst die Fakten. Teil 3: Der Sprachkurs

Der Einstufungstest war äußerst kurz. Der Prüfer fragte mich etwas auf Polnisch und ich sagte ihm, dass ich nichts verstehe - auf Englisch, um meinen Punkt besonders deutlich zu machen. Dann fragte er mich noch was, aber das verstand ich auch nicht. Und damit war der Test auch schon vorbei. Beim Rausgehen erwähnte ich noch, dass ich mal einen Polnischkurs an der Uni gemacht hatte, und das reichte anscheinend schon, um in Gruppe 9 von 17 eingestuft zu werden. Mittelfeld also. Gar nicht so schlecht.
Unterricht ist von 8 Uhr 30 bis kurz nach 12. Zwischendurch gibt es eine kurze Pause und die Lehrer werden ausgewechselt. Früh morgens haben wir es mit Piotr, einem angenehmen und kompetenten Enddreißiger, zu tun und danach mit Kasia [sprich: kascha], einer nervösen jungen Frau mit Überbiss. Sie schreit bei jeder richtigen Antwort „Super!“ oder „Ekstra!“ oder „Świetnie!“ und geht mir damit mächtig auf den Geist. Kompetent ist sie allerdings auch.
Insgesamt sind wir 6 Leute im Kurs und dabei ziemlich gut gemischt: USA, England, Irland, Griechenland, Indien und ich, Deutschland. Bei aller Bescheidenheit möchte ich behaupten, dass ich im Unterricht gar keine so schlechte Figur abgebe. Ganz im Gegensatz zum Rest des Tages, wenn ich mit Polnisch in der freien Wildbahn konfrontiert werde. Da bin ich dann ziemlich schnell am verzweifeln und sehne mich nach dem Polnisch von Piotr, Kasia und der Lehrbuch-CD zurück, dem Polnisch, das ich verstehe.

To jest Akkusativ!

Dienstag, 12. Juli 2005

Zuerst die Fakten. Teil 2: Die Leute

Wenn ich mich richtig an die Einführungsveranstaltung erinnern kann, sind wir 600 Studenten an dieser Sommeruniversität. Diese wiederum kommen aus 40 verschiedenen Ländern, wobei ein Land die überwältige Mehrheit stellt: Die Staaten. So ziemlich alle Amerikaner haben polnische Nachnamen und viele von ihnen sprechen Polnisch zuhause in ihren Familien (was natürlich ein bisschen unfair ist).
Ich würde sagen, der durchschnittliche Sommeruniversitätsstudent ist ein paar Jahre jünger als ich, zum ersten Mal allein von zuhause weg, trinkt relativ viel und ist eher laut. Dies ist kein Ergebnis einer repräsentativen Untersuchung, sondern meine ganz subjektive Wahrnehmung. Besonders abends, wenn die Leute in der Bar unter meinem Balkon sitzen.

Zuerst die Fakten. Teil 1: Die Unterkunft

Dom Studencki Piast. Oder kürzer: Einfach nur Piast. So heißt der Ort, an dem ich zur Zeit lebe. Ein achtstöckiges Studentenwohnheim mit allem, was das Studentenherz begehrt: Vollpension, Geldautomat, Bar, Friseur, Kiosk, Wäscherei und ein chinesisches Restaurant. Nur Platz gibt es nicht besonders viel. Und Privatsphäre. Aber darüber kann ich für einen Monat wohl hinwegsehen. Ein Zimmer für zwei Leute. Ein Bad für zwei Zimmer. Und immer schön alles abschließen. Sonst klebt der Sicherheitsdienst von innen einen Zettel an die Tür, auf dem steht: „Ich hätte ein Dieb sein können!“

Erste Worte

Seit gut einer Woche bin ich nun in Krakau. Und so langsam habe ich das Gefühl, es wird Zeit, mal wieder etwas von mir hören zu lassen. Deshalb dieses Weblog. Deshalb diese Zeilen. Viel Spaß beim Lesen!
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