Montag, 26. Juni 2006

Deutschland gegen Schweden

Anpfiff: Ich borge mir 20 € von Violaine. Denn zum Fußball gehört Bier, und Bier kostet Geld. Und jetzt schnell los. Das Spiel hat schon angefangen.

4. Minute: Ich bin auf dem Weg ins Finnegan’s , dem Irish Pub auf dem Plaza de la Reina mit zwei Plasmafernsehern und einer Leinwand. Alleine. Javier ist in Madrid, Violaine will lieber zu einer Anti-Papst-Demonstration (Der Papst kommt anlässlich des Weltfamilientreffens nach Valencia) und die ganzen Spanier, die ich kenne, sind nicht so die Fußballfans. Einmal hab ich es geschafft, María zu überreden, aber die ist heute auf einer Familienfeier.

6. Minute: Ich treffe im Finnegan’s ein. Erster Gedanke - Super, steht schon 1:0 für Deutschland. Zweiter Gedanke - Mist, und ich hab’s verpasst. Dritter Gedanke - Ganz schön voll hier. Besonders die Raucherecke. Das heißt dann wohl Stehen und Nichtrauchen.

12. Minute: Pünktlich zum 2:0 kommt mein Bier. Die Deutschen (Das bedeutet: Alle bis auf die Kellner) jubeln. Mein Nebenmann wedelt mit seiner Deutschlandfahne und schreit: „Poldi, du bist ein Gott!“

33. Minute: „Ooh!“ Eine falsche Mitleidsbekundung von der ganz gehässigen Sorte geht durch die Kneipe, als ein Schwede vom Platz gestellt wird. Die anschließende Zeitlupenstudie, wie der Schiri genießerisch die rote Karte zieht, ist mein persönliches Highlight dieser Partie.

Halbzeitpause: Schönes Spiel, aber ich hab die Schnauze voll vom Stehen und Nichtrauchen. Die Stimmung ist nicht gerade euphorisch und außerdem kenne ich hier niemanden. Da schau ich mir die zweite Hälfte doch lieber zu hause an. Im Sitzen.

46. Minute: TVUPlayer heißt das Programm, dass ich mir für die WM runtergeladen habe und mit dem ich per Internet Fernsehsender aus aller Welt schauen kann. Aber heute habe ich ein paar Probleme mit der Leitung. ESPN2 geht gar nicht und beim chinesischen CCTV-5 ist das Bild beschissen (Der Ton auch, aber ist in diesem Fall nicht so wesentlich). Vielleicht klappt ja ABC?

53. Minute: Als Larson zum Elfmeter antritt, steht die Zeit für einen Moment still. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und als sich das Bild nach einer Weile wieder bewegt, jubeln die Deutschen. Lehmann, du Fuchs! In der Wiederholung kriege ich dann mit, dass er ihn gar nicht gehalten hat. Larson hat den Schuss ganz alleine versiebt. So kann ich kein Fußball gucken. Ich muss doch wieder in eine Kneipe.

60. Minute: Das Café Lisboa ist der Treffpunkt der Valencianer Bohème und die ist nicht sonderlich fußballbegeistert. Aber immerhin hängt da ein kleiner Fernseher an der Wand. Zwei schwedische Pärchen sitzen davor. Die Stimmung schwankt zwischen gedrückt und egal. Zumindest habe ich kein Problem, hier einen Sitzplatz zu finden.

70. Minute: Eine Gruppe Spanier kommt rein, schiebt ein paar Tische zusammen und macht das, was Spanier am liebsten machen: Laut sein. Sie übertönen locker den Kommentator aus dem Fernsehen, und das obwohl der auch permanent brüllt. Mir doch egal. Deutschland schießt aus allen Lagen und ich habe gute Laune. Noch 20 Minuten bis zum Viertelfinale.

Abpfiff: Juchuh! Deutschland hat gewonnen. 2:0 gegen Schweden. Ich schaue mich um, und suche jemanden, mit dem ich meine Freude teilen kann. Die schwedischen Pärchen sind leider schon weg. Müssen irgendwann in der Nachspielzeit geflüchtet sein. An der Bar entdecke ich einen Mann mit einer dieser hässlichen Deutschland-Girlanden um den Hals. Ich überlege kurz, sehe dann aber doch von einer Verbrüderung ab. Kann mich auch ganz gut alleine freuen.
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