Rückblick Brasilien 3: "Jacarepaguá é longe pra caralho"

Tchao Copacabana. Noch einmal im "Alaska" das Übliche - ein Stück Pizza, Fleisch mit Käse im Brot, Orangen-Maracujá-Saft - zum Abendbrot gegessen und dann auf nach Jacarepaguá. Adner, den ich in der Uni traf, bereitete mich mehr oder weniger sanft auf mein neues Leben vor: "Bus 240 (Cidade de Deus) an der Praça XV nehmen. Kommt alle 30 Minuten. Der letzte um 23h30." "Priscilla wohnt in der selben Straße, ungefähr 15 Minuten zu Fuß. Marcos von dort aus noch mal 20 Minuten." Wie tröstlich, dass wir nicht die einzigen dort draußen sind.
Die Fahrt dauerte bloß 40 Minuten, denn die Straßen waren um diese Uhrzeit relativ frei. Vorbei am Maracanã-Stadion, durch Vila Isabel, wo Cristina wohnt, dann einen Hügel hinauf, vorbei an namenlosen favelas - zumindest wusste Adner die Namen irgendwann nicht mehr - bis zu dem Punkt von dem man die ganze Zona Norte bis hinüber Guanabara-Bucht überblicken kann. Die Straße schlängelte sich weiter über den Hügel. Ich rutschte auf dem Sitz hin und her und fand irgendwie nichts richtiges, am dem ich mich festhalten konnte. Ständig stieß mein Knie gegen so eine blöde Metallstange. Links und rechts ließ sich die ganze Vielfalt der tropischen Vegetation in der Dunkelheit erahnen und nichts erinnerte mehr daran, dass wir uns immer noch in Rio befanden.
Schließlich hatten wir den Hügel überwunden und vor uns breitete sich Jacarepaguá aus - ein riesige Schlafstadt. Ruhig, sauber, langweilig.
Es war kurz nach Mitternacht, als wir in Adners Haus ankamen - ein einstöckiges Einfamilienhaus mit kleinem Innenhof. Sein Bruder war vor kurzem ausgezogen und deshalb gab es ein freies Bett. Seine Eltern saßen vor dem Fernseher. Ich wurde kurz begrüßt und dann machte die Mutter Essen und der Vater erzählte mir von einem Feuerwehrtreffen in Deutschland.
Es ist sicherlich ein netter Platz zum wohnen. Allerdings ist es Ewigkeiten von allem entfernt, was Rio interessant macht. Ich hoffe, dass ich wieder nach Copacabana zurückziehen kann, sobald sich die Lage in der WG normalisiert hat.

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